Jetlag (So, 06.01.2019)

Der Flug verlässt Newark pünktlich um 17:55 Ortszeit (daheim ist es da schon fünf Minuten vor Mitternacht). Die AUA fliegt. Wir hören erstmals wieder heimische Töne rund um uns. Im Flugzeug gibt es noch ein kleines warmes Nachtmahl. Wir wickeln uns in unsere Decken, blasen unsere Nackenhörnchen auf und machen uns bereit zur Nachtruhe.

Natürlich sind wir noch nicht richtig müde. So schauen wir die angebotenen Filme. Ich sehe „Hidden Figures“, einen Film nach einer wahren Geschichte. Der Film erzählt die Geschichte von drei schwarzen Frauen, die zur Zeit der Rassentrennung bei der Nasa als Rechnerinnen arbeiteten (die Flugbahnen der Raumschiffe wurden damals alle mit der Hand kalkuliert, Computer kamen erst langsam auf).

Endlich werde ich auch müde, aber nach zwei Stunden ist Schluss. Frühstück (ein picksüßer Muffin), pünktliche Landung in Wien. Müde schleichen wir durch die Passkontrolle. Zum Glück sind alle Koffer da und auch die Zollbeamten lassen uns unbehelligt.

Wir sind hungrig. In den letzten Tagen haben wir immer sehr ausgiebig gefrühstückt. So setzen wir uns zum McDonald’s und lassen es uns schmecken (wie passend zum US-Urlaub!).

Der Flixbus um 10:30 ist ziemlich voll mit anderen Urlaubern, die ebenfalls müde und blass auf die Abfahrt warten. Der Kofferraum platzt fast aus allen Nähten. Ich wickle mich in meine Jacke mit den 24 Funktionen, stöpsle die Ohrhörer ein, Sichtschutzblende runter, Augen zu. Als ich die Augen das nächste Mal öffne, fahren wir schon am Wechsel. Rundherum ist alles weihnachtlich weiß. Vorne in der ersten Reihe sitzt Hannes Kartnig mit Gattin. Österreich hat uns wieder.

Am Murpark erwarten uns Opa (für Doris und mich) und Silvia und Didi (sie holen Andreas und Kerstin). Lukas und Kira lassen sich ein Taxi kommen. Die Straßenbahn ist ihnen nach der anstrengenden Reise zu mühsam.

 

Der Abschied ist herzlich, aber kurz. Für großes Kino sind wir nach 26 Stunden unterwegs einfach zu müde. Wir drücken einander noch einmal kräftig und steigen ein. Doris und ich machen noch schnell Station bei meiner Mutti in der Kurklinik in Laßnitzhöhe. Sie freut sich sehr über unseren Kurzesuch. Morgen wollen wir noch einmal kommen und dann länger bleiben.

Alle werden wir zuhause schon von unseren Katzen erwartet. Sie freuen sich.

Morgen müssen Lukas und Doris schon wieder arbeiten, der Rest hat noch einen Tag Schonzeit.

Ich versuche standhaft, mich bis zum Abend wach zu halten, um den Rhythmus möglichst schnell wieder umzustellen. Es fällt mir schwer. Um halb acht ist unser Widerstand gebrochen und wir plumpsen ins Bett.

 

Heimflug (Sa, 05.01.2019)

Die Nacht war tatsächlich kurz. Nach Mitternacht ins Bett, um vier geht der Wecker los. Gut, dass wir so früh dran sind, das Shuttle um 05:00 Uhr ist gerammelt voll. Vor dem Holiday Inn betreten wir zum letzen Mal amerikanischen Boden. Danach sind wir nur noch in Gebäuden. Der nächste Boden, den unsere Füße berühren werden, ist der in Wien.

Am Flughafen herrscht schon dichtes Gedränge. Die Menschenmassen aus Disneyworld fliegen heute alle gleichzeitig heim, scheint mir.

Bei der Abfertigung regiert totale Hektik. Der Angestellte, der die Koffer abwiegt hat einen schlechten Tag (wer arbeitet schon gerne am Samstag um fünf Uhr früh…) und meckert fast alle unserer Koffer als zu schwer an. Wir packen also um, nehmen Sachen ins Handgepäck, werfen halbleere Schampooflashen weg. Dann passt es.

Den Check-In muss man an einem Automat selber machen. Eine Angestellte will uns helfen und macht alles nur noch chaotischer: sie klebt die Aufkleber bunt durcheinander auf unsere Koffer und wäre ein Koffer verloren gegangen (war aber zum Glück nicht so), hätten wir mühsam heraussuchen müssen, welcher Aufkleber dazu gehört.

Beim Anstellen zur Sicherheitskontrolle fühlen wir uns im falschen Film. Keine Spur mehr von heiler Welt und guter Laune. Es herrscht Kasernenton. Die Lady Officer in blauer Uniform mit militärisch kurzen Haarschnitt bellt Anweisungen. „Weitergehen! Lücken auffüllen!  Alle Hosentaschen leeren, alles ins Handgepäck!“

Zwischen den Reihen patroulliert ein Polizist mit Schäferhund. Das Tier schnüffelt konzentiert.

Die Kontrolle selbst verläuft dann aber angenehm flüssig. Die Taschen kommen aufs Fließband, man geht durch den Scanner. Fertig.

Nur Doris wird rausgefischt und gefilzt. Eine Frau in Uniform mit Gummihandschuhen nimmt ihren Rucksack. „Ist das Ihrer?“- „Yes“ – „Kommen Sie mit!“. Doris will den Rucksack auspacken und greift über die Absperrung. „Don’t touch anything!“, herrscht sie die Beamte an.

Das Problem waren die Spielkarten. Sie machen im Röntgen einen dunklen Schatten. Wir haben sie im Handgepäck, weil uns der unfreundliche Angestellte beim Checkin die Koffer als zu schwer zurückgegeben hat.

Am Gate wird es ruhiger. Das Einsteigen erfolgt nach Zonen, die am Ticket aufgedruckt sind. Das funktioniert sehr gut. Meine Handgepäckstasche ist riesig, ich habe den Laptop, den Fotoapparat und meine Jacke drin. Im Flugzeug finde ich zum Glück noch einen Platz dafür in den Gepäckfächern.

Wir sehen zahreiche Leute mit Mickymaus-Rucksäcken. Ein junger Mann trägt am Kopf zwei von den lustigen Silvesterzylindern aus dem Disneyland. Andreas nimmt seine Disneykappe ab und verstaut sie im Rucksack. Er wird sie wohl lange nicht mehr tragen.

Ich bin müde. Gestern habe ich nur vier Stunden geschlafen, heute kaum mehr als drei. Den Start erlebe ich nicht mehr wach mit.

Wie viel entspannter es in Newark, unserer Zwischenstation vor den Toren von New York, zugeht! Zuerst haben wir daran gedacht, einen kurzen Abstecher in den „Big Apple“ zu machen, aber das Wetter ist grausig. Es regnet stark und ist kalt.

Wir holen uns daher lieber ein Frühstück bei den Shops im Terminal und begeben uns dann schon zu unserem Gate. Zunächst ist es noch angenehm leer. Offenbar beginnen die Überseeflüge hier erst am Nachmittag. Noch einen Bonus hat es hier: Wir brauchen keine weitere Sicherheitskontrolle mehr zu durchlaufen.

Wir finden einen Sitzplatz neben einer Steckdose. Ich schreibe meine Blogbeiträge aus den letzten paar Tagen nach. Doris liest, Kira, Lukas und Andreas auch. Kerstin schläft ein bisschen.

Plötzlich ein bekanntes Gesicht: Wir treffen Franziska Schloffer-Schaffler aus Weiz. Sie war Lukis Lehrerin in der Volksschule. Sie erzählt, dass sie ihre Tochter in Kolumbien besucht hat, die dort mit ihrem Mann und dem 2-jährigen Sohn lebt. Franziska war trotz Schlechtwetter in Manhatten. Sie erzählt ein wenig von Kolumbien, wir erzählen von unseren Erlebnissen und so vergeht die Zeit rasch.

Es ist jetzt Samstag, 5. Jänner, 15:50 Ortszeit. Manchmal hebt sich kurz der graue Nebelschleier, dann sehen wir in der Ferne die Skyline von New York. Es beginnt zu dämmern. Die AUA Maschine hat bereits am Rüssel angedockt. Wir sind alle müde. Zuhause ist es kurz vor 10 Uhr abends. In knapp einer Stunde werden wir einsteigen und acht Stunden später werden wir in Wien landen. In der Zeitung haben wir gelesen, dass die Obersteiermark von riesigen Schneemengen geplagt wird. Vor zwei Tagen haben wir noch bei 25 Grad und 75% Luftfeuchtigkeit geschwitzt, morgen werden wir durch den Schnee waten.

Ich kann es mir noch gar nicht vorstellen. Aber ich freue mich schon drauf.

 

Boots! (Fr, 04.01.2019)

Unseren letzten Tag in den USA lassen wir ruhig angehen. Und typisch amerikanisch: mit einem Frühstück in einem Diner. Wir ziehen aus unserem Domizil in Kissimmee aus und werden die letzte Nacht im Holiday Inn gleich beim Flughafen verbringen. Dort können wir nämlich schon am Vorabend den Mietwagen abgeben und dann am Abreisetag mit dem Busshuttle vom Hotel zum Terminal fahren.

Für das Frühstück wählen wir das Waffle House direkt neben unserem Quartier in Kissimmee. Am Abend waren wir schon einmal dort, da war tote Hose. Ganz anders heute früh: Mit Mühe ergattern wir noch zwei Tische für uns sechs. Wir frühstücken üppig mit Eier, Speck und Waffeln mit Sirup. Am lustigsten finde ich die Sitte, die ich sonst nur aus Filmen kenne: ist die Kaffeetasse leer, wird sofort vom Personal nachgefüllt.

Danach wollen wir auch was typisch Amerikanisches machen: Shoppen. Wir haben uns ein Outlet im Internet ausgesucht. Die Reise dorthin gestaltet sich unerwartet schwierig. Wir sehen das Einkaufszentrum schon knapp zweihunder Meter entfernt, aber unser Navi kennt die umgebaute Abfahrt noch nicht und führt uns in die Irre. Eine beinahe halbstündige Odysee führt uns durch ein ärmliches Viertel, das, um das Klischee zu erfüllen, hauptsächlich von Schwarzen bewohnt ist. Was mir auffällt: Die Häuser sind alt und schäbig, aber die Autos riesig und tiptop.

An jeder zweiten Ecke steht ein Polizeiauto mit eingeschalteten roten und blauen Blinklichtern.

Wir machen einen kurzen Zwischenstopp bei einem Laden, den Andreas gerne besuchen wollte, aber noch ehe ich austgestiegen bin, ist er schon wieder da. War ein Flop. Wir fahren weiter zum Outlet, das nun tatsächlich gleich nebenan liegt.

Auf der Autobahn überholen wir ein halbes Haus.

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Ich bin heute müde und spüre den kommenden Wetterumschwung im Kopf. Lukas auch. So sind wir beiden nicht groß in Shoppinglaune, fahren aber gerne mit. Das Outlet Center selbst bietet Shops mit allen großen Marken, aber sooo günstig, wie man immer hört, finde ich es hier ganz und gar nicht. Die Ausbeute bleibt deshalb gering. Wir sind ein wenig enttäuscht.

Aber der nächste Shop, den wir besuchen, entschädigt uns für alles.

„Boots“ heißt das Geschäft, und der Name ist Programm. Der Raum ist vollgestopft von oben bis unten mit Stiefeln aller Art. Uns gefallen natürlich die verzierten Cowboystiefel, wie man sie aus der Countrymusik kennt. Andreas und Lukas sind hin und weg und probieren geduldig verschiedenste Modelle. Mir hätten es braune Stiefelchen mit eingeprägtem Muster angetan, aber Doris schlägt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Sie rät mir eher zu braven Stiefeln, wie man sie auch in Österreich tragen kann. Aber da ich eigentlich gar keine brauche (sondern es nur um eine Art Andenken geht), verzichte ich zugunsten von Lukas und Andreas auf einen Kauf.

Zugunsten? Ja, es ist nämlich so: Der Schlager des Shops ist sein Angebot: Kauf eins, nimm drei. Kein Schmäh. Man kauft drei Paar, bezahlt nur das teuerste und kriegt die beiden anderen gratis. Will man noch ein viertes oder fünftes Paar dazu haben, kosten diese Pauschal 130 Dollar.

Der Laden boomt!

Ein junger schwarzer Verkäufer berät uns. Woher wir kommen, will er wissen. Ah… Australia. Nein, Austria, im Zentrum von Europa! Er sieht mich verträumt an: „Aber ich weiß doch, wo Austria liegt“, sagt er lächelnd. „Wie ist es dort?“ – „Kalt!“ rufen Andreas, Lukas und ich wie aus einem Mund. Ich erkläre ihm, dass es dort so ist wie in Colorado: Heiß im Sommer, Schnee im Winter. „Ah, Colorado… dort habe ich einen Freund“, säuselt er. Dann überlegt er. Man sieht die kleinen Zahnrädchen unter seinem Wuschelkopf arbeiten. „Wo ist nochmal der Grand Canyon?“ fragt er schließlich. „Arizona“, antworte ich. „Ist das dort, wo Österreich ist?“. Seine Kollegin, die beim Denken deutlich schneller ist, lacht ihn aus. „Aber Arizona ist in den USA und Austria ist in Europa“ schilt sie ihn. Verträumt sieht er sie an: „Aber das weiß ich doch…“

Lukas hat etwas gefunden. Schwere, robuste Stiefel mit genagelter Sohle. „Mit denen kann man weit gehen“, sagt er zu unserem Verkäuferfreund. „Ich geh‘ nie weit“, antwortet dieser leise.

Doris und die Mädels besuchen in der Zwischenzeit einen Schuhladen für Frauen nebenan. Sie kaufen dort zwar nichts, aber sie beobachten den Heliport gegenüber, bei dem auf einer erhöhten Plattform in rascher Abfolge Touristenflüge (nur 15 Dollar pro Person) starten und landen.

Es ist Nachmittag geworden. Wir checken geschwind im Hotel ein und fahren dann gemeinsam mit nur einem Auto nochmal weg. Es hat angefangen zu regnen. Ich bin froh, dass wir mit dem Wetter während der letzten Tage so ein Glück hatten. In den Disney Parks wäre es bei Regen trostlos gewesen. Einkaufen finde ich auch bei Sonnenschein trostlos, also stört heute der Regen nicht.

Andreas hat bei den Universal Studios (nicht zu verwechseln mit Disneys Hollywood Studios) ein gutes Lokal herausgesucht. Zuvor hat Kira noch was entdeckt: Einen Second Hand Shop für Bekleidung. Sie glaubt, dass es dort Kleidung für Männlein und Weiblein gibt, aber da hat sie Google in die Irre geführt: Das Foto dort war nur ein Symbolbild, der Laden hat nur Damenmode. Aber die kann sich wirklich sehen lassen. Es sind zum Teil echte Designerstücke dabei, aus dem Vorjahr halt, aber top in Schuss. Unsere Damen probieren viel und kaufen auch einige Stücke. Andreas ist hungrig und er drängt auf die Weiterfahrt.

Nach einer durch das Navi und eine neue Straßenkreuzung verursachten kurzen weiteren Odyssee erreichen wir unser Ziel. Die Universal Studios haben mit den Filmstudios nur den Namen und den Besitzer gemein. Man kann dort Attraktionen sehen, die mit Filmen zu tun haben. Harry Potter, der Weiße Hai, King Kong. Es wäre sicher interessant gewesen, aber für alles ist uns halt keine Zeit geblieben. Was uns sofort auffällt: dass nicht an allen Ecken jemand fröhlich winkt und nur heile Welt herrscht wie bei Disney. Das tut nach drei Tagen Zuckerguss richtig gut!

Unser gewähltes Lokal heißt Cowfish. Kuhfisch? Der Gag ist, dass es hier eine lustige Mischung aus Fleisch- und Fischgerichten gibt. So zum Beispiel Shushi aus Rindfleisch. Die vielen Autos im Parkhaus lassen uns das Schlimmste befürchten. Es kommt aber alles sehr entspannt. Ich frage den Concierge beim Eingang, ob es trotz fehlender Reservierung einen Platz für sechs gibt. Sechs? Ja, genau. Innerhalb von fünf Minuten haben wir einen Tisch. Das System ist sehr praktisch: man sagt seienen Vornamen, hinterlässt seine Handynummer und sobald der Tisch fertig ist, kriegt man eine SMS.

Andreas hat das Lokal wunderbar ausgesucht. Wir essen Specksushi und wunderbare Burger. Für Kira gibt es einen Vegetarischen. Unser neuer bester Freund heiß Jon und ist unser Kellner. Er empfiehlt uns ein paar Schmankerl und seine Emfpehlungen sind wirklich gut. Er ist auch so freundlich und macht ein Gruppenfoto von unserem letzen Abendessen in Amerika.

In der Zwischenzeit nieselt es nur noch leicht. Wir gehen noch ein paar Schritte zu Fuß ins Hard Rock Café. Kerstin sammelt die T-Shirts dieser Kette. Das Hard Rock Café ist eine Mischung aus einem Museum, in dem an den Wänden Leihgaben von Stars hängen (die Gitarre von Soundso und der Cowoyhut von Demunddem), dann ist es Restaurant und nicht zuletzt: Shop.

Die Mitarbeiter machen Halligalli. Wer hat beim Kastner schon einmal alle Verkäufer gemeinsam zu einem Song tanzen und mitsingen gesehen? Eben. Beim Hard Rock Café in Orlando ist das ganz normal. So singen Kerstin, der Verkäufer und ich lauthals bei „Sweet Caroline“ mit, wärend wir bezahlen.

Nach diesem Ausflug ist es später geworden als geplant. Wir laden unsere Damen im Hotel ab und fahren zum Flughafen, um die Autos abzugeben. Das geht erfreulich schnell. Auf dem Autobahnzubringer sehen wir immer wieder Autos mit eingeschalteter Warnblinkanlage. Komisch, Unfallspuren entdecken wir keine. Andreeas hat eine Idee: Vielleicht sind es Uber Fahrer, die auf eine Fahrt hoffen und gleich in der Nähe des Flughafens (verbotenerweise am Highway) parken.

Wir haben unsere Walkie Talkies mit. Diese (eine Idee von Luas!) erweisen sich ein weiteres Mal als sehr nützlich. Es ist schon nach 23:00 Uhr und wir möchten so schnell wie möglich ein Shuttle ins Hotel erwischen. Die fahren aber nur alle halben Stunden. So postiert sich an jedem Ende des Parkstreifens (auf dem die angefahrenen Hotels leider nicht ausgeschildert sind) einer von uns mit Funkgerät. Ein Glück, denn Andreas entdeckt eins, holt uns uns wir erwischen wirklich noch die drei letzten Plätze.

Eingepackt habe ich schon alles, jetzt will ich nur noch ins Bett. Dabei gibt es aber noch ein winziges Hindernis: Dir jungen Mädchen im Zimmer nebenan sind unüberhörbar noch nicht müde und lachen und schreien und haben Spaß. Was sollen wir tun? Ich probiere es zuerst bei der Rezeption: entweder sie bringen unsere Nachbarn dazu, leise zu sein oder sie geben uns ein neues Zimmer. Weder noch… aber der Angestellte am Telefon ist wenigstens sehr freundlich.

Als ich höre, dass jemand an die Tür nebenan klopft, springe ich kurz raus. Draußen steht ein Mädchen, vielleicht 16 Jahre und klopft lachend an die Tür des Nebenzimmers. Sie trägt einen Bikini. Die Tür geht auf und ein weiteres etwa gleihaltriges Bikinimädchen steht da. Sie ist voller Schaum. „Hey bitch“, ruft sie. Ich sage „Meine Damen, ich muss morgen um vier auf und würde gerne schlafen. Entweder sie kommen rüber in unser Zimmer und feiern Ihre Party mit uns, oder sie verhalten sich still“. Sie entscheiden sich für die Stille. Schade.

Die Nacht wird kurz. Um vier geht der Wecker.

Kissimmee (30.12.-04.01.)

„Links abbiegen“, sagt das Navi. „Das Ziel liegt nach hundert Yards auf der rechten Seite“. Langsam rollen wir im Konvoi unserer beiden Autos die 7-Dwarfs-Lane (7-Zwerge-Straße) entlang. Der freundliche schwarze Wachmann gibt uns unsere Einfahrtsgenehmigungen und öffnet das motorgetriebene schmiedeeisene Tor. Wir sind da.

Kissimmee, unsere Heimat für die kommenden 5 Nächte.

Die Siedlung ist adrett Lauter hölzerne Reihenhäuser mit einer Art Hauptplatz mit einem Clubgebäude in der Mitte, Swimming Pool und Wächter. Einige Leute scheinen hier permanent zu wohnen, andere Häuser sind an Urlauber vermietet. Die Anlage ist groß, etwa 100 Einheiten gibt es.

Beim Abfallplatz begegnen uns Waschbären.

Das Quartier ist geräumig uns sauber. Nur die Türen knarzen unangenehm. Die Küche ist nicht ganz so perfekt ausgestattet wie in Dunnellon, aber wir haben alles, was wir brauchen. Der runde Esstisch mit der Glasplatte ist nur für vier Personen ausgelegt. Wenn wir alle 6 dort essen, müssen zwei auf den hohen Barhockern sitzen und sich nach unten beugen. Das passt gut zu den Flamingos, die wir vor ein paar Tagen auf den Keys gesehen haben.

Als erstes stürze ich gleich mal über einen kleinen Hocker, den mitten im Weg steht und den ich beim Reintragen des Mineralwassers übersehe. So verbringe ich die Tage bei Disney mit einem Riesenpflaster am übel aufgeschürften Schienbein. In der Zeitung lesen wir, dass die Queen auch gestürzt sein soll. „Tja“, sage ich, „ab einem gewissen Alter darf man das…“

Alle großen Vergnügungsparks liegen innerhalb von 20 bis 30 Minuten Autofahrt. Bei der Anreise sehen wir ein riesiges Feuerwerk dort, wo wir Disneyworld vermuten. Ich hole noch rasch am Abend die Eintrittskarten ab, damit wir morgen nicht lange warten müssen.

Feuerwerk (Do, 03.01.2019)

Die Effizienz ist beeindruckend. Wie Ameisen wuseln die Parkplatzhelfer über den Asphalt. Mit ihren leuchtend orangen Warnwesten und den Leuchtstäben sind sie mit ihren Tropenhütchen unübersehbar. Das System ist durchdacht. Die Parkplätze sind schräg angeordnet, das erspart das Reversieren. Je 2 Autos können hintereinander parken. Die Reihen füllen sich in Rekordtempo. Die Parkplätze sind nach Disneyfiguren benannt, am Boden sind dazu noch Zahlen aufgemalt. Wir parken heute auf Parkplatz Mulan, Reihe 37. Kleine Züge mit offenen Wagerln bringen uns zum Eingang.

Auch dort beeindruckt die Effizienz. Nach der obligaten Taschenkontrolle hält man seine Chipkarte im Scheckkartenformat an den Leser und den Zeigefinger auf den Scanner. Hat man sich einmal registiert, wird man beim nächsten Mal sofort erkannt. Nach zwei Sekunden wird das Licht grün und man darf rein. Bei Kerstin hat es am ersten Tag rot geleuchtet. Innerhalb von Sekunden steht eine Aufsichtsperson da und klärt das Problem.

Heute sind wieder mehr Menschen im Magic Kingdom. Auch Kira ist wieder dabei. Sie und Lukas holen ein wenig von dem nach, was wir Anderen schon am Dienstag erlebt haben. Sie fahren mit den Piraten mit und unternehmen die Dschungeltour. Zumittag treffen wir uns alle, um gemeinsam (mit Fastpass) das Geisterhaus zu besuchen.

 


Kira meldet sich, dass sie und Lukas sich verspäten werden. Luki hat sein Handy verloren, aber es wurde gefunden und er ist sehr froh, als er uns danach davon erzählt. Doris mag ein Eis am Stiel, Vanille mit Schokoglasur in Mickymausform. Das Eis ist ziemlich weich. Als sie mich runterschlecken lässt, passiert mir ein fatales Missgeschick…

Es dauert nur wenige Minuten, bis ein weiß gekleidetes Helferlein mit Tropenhut uns Mistschaufel die Überreste spurlos entfernt.

Das Geisterhaus, und da sind wir uns alle sechs einig, ist die schönste uns charmanteste Attraktion im Magic Kingdom. Die Fahr dauert sehr lange und führt, während man in einem bequemen Fauteuil sitzt, an schaurig-schön verkommenen Räumen vorbei, in denen durchsichtige Geister zu gruselige Orgelmusik tanzen, Seelen aus Gräbern herausfahren, Grabsteine singen und am Ende sogar autostoppende Geister (hitchhiking Ghosts) mit den Gästen in ihren Wägelchen mitfahren (wie man im Spiegel deutlich sehen kann). Dazu trällern sie, wie es bei Disney üblich ist, ein fröhliches Liedchen.

Es wird langsam wieder unerträglich voll und wir fahren mit der Monorail ins Epcot Center. Der Park geht noch auf eine Idee des Visionärs Walt Disney zurück. Die Fertigstellung und Eröffnung 1982 hat er leider nicht mehr erleben dürfen. Es gibt aber ein Foto, auf dem er die Monorail im Beisein des Senators (und späteren Präsidenten) Richard Nixon feierlich eröffnet. Der große Vorteil der Monorail ist neben ihrer Unempfindlichkeit gegenüber den unvermeidlichen Verkehrsstaus, dass man von der von Stelzen getragenen Bahntrasse aus einen wunderbaren Blick auf das Epcot Center und die umgebende Landschaft genießt.

Das Epcot Center ist eine Wucht! Nicht nur, dass die Menge der Besucher angenehm überschaubar bleibt, gefällt uns. Der Charme der Zukunftsvisionen von Anno Dazumal wickelt uns augenblicklich ein. Zunächst sind wir neugierig, was sich in der großen Kugel verbirgt, die das Wahrzeichen des Parks ausmacht. Sie misst gut 20 Meter im Durchmesser und bildet mit ihrer Oberfläche aus tausenden kleiner Pyramiden einen echten Blickfang. Im Inneren fährt man mit kleinen 2-Personen-Wägelchen über eine gewundene Bahn nach oben. Das Thema des „Spaceship Earth“, wie die Fahrt heißt, ist die Entwicklung der Schrift über Höhlenmalereien, die alten Ägypter, Griechen, die Renaissance bis hin zu den heutigen Computern.

Hat man den höchsten Punkt erreicht, schraubt sich die Bahn nun im Dunklen wieder nach unten. Damit einem dabei nicht fad wird, hat man sich bei Disney eine entzückende Spielerei ausgedacht: Dem Fahrgast werden ein paar Fragen gestellt, was ihn in der Zukunft besonders beschäftigen wird. Arbeit? Freizeit? Gesundheit? Technik? Je nach gewähltem Gebiet folgen ein paar Zusatzfragen und dann…

… erscheint am kleinen Bildschirm ,der sich in der Mitte jedes Wagerls befindet, ein kurzer Zeichntrickclip im Stil der frühen 1960er (Scooby Doo zum Beispiel), in dem 2 Personen Antworten auf die soeben gestellten Fragen geben. Der Clou ist: sie tragen unsere Gesichter. Beim Reinfahren in den Tunnel wird man fotografiert, die Software schneidet die Köpfe aus und legt sie über die Zeichentrickfiguren. Ein sehr witziger Einfall! Wir hören Kerstin aus dem nächsten Wagerl lauthals lachen.

Wir gehen weiter an einem Springbrunnen vorbei, in dem das Wasser scheinbar aufwärts rinnt. Der Weg führt uns zum Clownfisch Nemo, dessen Geschichte mit transparenten LCD Bildschirmen auf großen Aquarien erzählt wird, so dass es aussieht, als würde er mit den echten Fischen schwimmen. Was den Disney Leuten immer alles einfällt! Besonders lustig finden wir die drei Möwen, die vor dem Eingang stehen, dumm gucken und „Meins!“ rufen.

Die entzückendste Attraktion des Parks ist für uns das Pixar Kino. Hier sieht man computeranimierte Filme in 4D. Darunter versteht man 3D (mit Brille) und zusätzlich wackeln die Sitze passend zum Inhalt des Films. Wir sehen zuerst einen Micky Klassiker aus den 1930ern, dem 3D Effekte beigemischt wurden. Dann folgen zwei moderne computergenerierte Filme, einer über eine kleine Möwe und einer über einen jungen Hund. Wir lachen, sind gerührt und am Ende sind wir froh, dass wir dort waren.

Das Epcot Center besitzt einen großen Teich, um den sich Pavillions verschiedener Länder aufreihen. Es wird schon dunkel und wir wollen noch einmal zurück ins Magic Kingdom, deshalb betrachten wir diese Pavillions nur aus der Ferne. Wir erkennen Japan, Frankreich, Deutschland, Italien und England. Es ist so friedlich hier, wenige Leute, Abendrot, ein wunderbarer Ausklang für unsere drei Tage Disney.

In der fortschreitenden Abenddämmerung werden die Lichter eingeschaltet. Die große Kugel strahlt in dezentem Pink und sieht atemberaubend aus. Die Monorail gleitet leise über den Teich. Grillen zirpen.

Ein letztes Mal quetschen wir uns noch ins Magic Kingdom.

Wir wollen wenigstens einmal das beeindruckende Feuerwerk mit Blick auf das Cinderella Schloss erleben und werden nicht enttäuscht! Noch dazu ergattern wir Plätze auf dem Balkon der Westernbahnstation und erleben wirklich atemberaubende 20 Minuten. So ein prachtvolles Feuerwerk habe ich nur 2014 im Disneyland in Kalifornien und 2002 bei der Eröffnungsfeier zur Kulturhauptstadtwerdung von Graz gesehen. Die Augen können gar nicht fassen, was da alles in die Luft gepulvert wird. Und das jeden Abend, manchmal sogar zweimal!

Als sich der Rauch nach dem Ende langsam verzieht, steht uns noch ein allerletztes Highlight bevor: Wir werden den Big Boss persönlich treffen. Nein, nicht Walt Disney oder einen seinen Nachfolger, sondern denjenigen, der in diesem Land hier allgegenwärtig ist: Mickey Mouse persönlich.

Wir haben Fastpass gebucht und stehen wirklich innerhalb von 10 Minuten vor einer weißen Holztür. Eine Wächterin erklärt den Wartenden, was sie zu tun und zu lassen haben. Dann geht die Türe auf und wir sind drin!

Wir befinden uns in einer Art Garderoberaum. In eiem überdimensionalen Schrankkoffer hängt ein schwarzer Frack neben ein paar Mickey-Handschuhen mit vier Fingern (zählt einmal nach, es sind tatsächlich immer nur vier!). Links davon stehen eine Fotografin und eine Assistentin, die alles genau im Auge behält. Und gegenüber, direkt vor einem roten Plüschvorhang steht – Mickey!

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Sie nehmen sich wirklich sehr viel Zeit für uns. Zuerst kommen Kerstin und Doris mit Mickey ins Bild, dann wir alle sechs. Die Assistentin ist sehr freundlich und macht ein paar Bilder mit meiner Canon Kamera. Es geht alles ohne Zeitdruck ab. Für Kerstin erfüllt sich mit diesem Foto ein Traum ihrer Kindheit. Sie strahlt.

Mickey winkt uns noch ein letztes Mal freundlich zu und dann sind wir wieder draußen. Wir nehmen die Fähre zum Parkplatz und werfen einen letzten Blick auf das beleuchtete Schloss. Kurz vor dem Anlegen kreuzt ein grüner Leuchtdrachen, gefolgt von einem kleinen Wal und einem roten Kraken unsere Bahn.

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Wir gehen zum Auto und lassen Disney endgültig hinter uns. Es geht uns wie nach einem üppigen, köstlichen Mahl. Wir sind zufrieden und satt.

Rocket Man (Di, 02.01.2019)

Vor 50 Jahren war Feuer am Dach.

Nachdem die UdSSR ihren Erzrivalen schon 1957 mit dem ersten Satellit „Sputnik“ und 1961 mit der ersten bemannten Raumkapsel gedemütigt hatte, verkündete Präsident Kennedy die Vision: Bis Ende des Jahrzehnts wollen die USA auf dem Mond landen. Und nun war das letzte Jahr dieses Jahrzehnts angebrochen und der Mond war immer noch in weiter Ferne…

Apollo war schon das dritte Raumfahrtprogramm in den Vereinigten Staaten. Nach den einsitzigen Mercury Kapseln und den zweisitzigen Gemini (= Zwilling!) Schiffen sollten nun die dreisitzigen Apollo Kapseln zum Mond fliegen. Auch wenn man auf das Wissen der deutschen Raketenpioniere des zweiten Weltkriegs zurückgreifen konnte (Wernher von Braun war führend an der Entwicklung sowohl der deutschen V2 Angriffsrakete als auch der Saturn-V, der Trägerrakete von Apollo beteiligt), war das Jahrzehnt von Rückschlägen geprägt.

Der übelste Tiefschlag, der fast ein Jahr Verzögerung brachte, war die Brandkatastrophe von Apollo 1, bei der alle drei Astronauten bei einem Test ums Leben kamen. Ein Kurzschluss hatte zu einem Brand in der Kapsel geführt, der durch die mit Sauerstoff angereicherte Luft schnell um sich griff. Die Tür ließ sich von innen nur kompliziert innerhalb von 90 Sekunden öffnen, und an ein Rettungsteam von außen hatte man nicht gedacht. Bis die Helfer eintrafen, waren die drei Raumfahrer bereits erstickt…

Nun war es schon 1969 und die Zeit drängte. Nach zwei unbemannten und zwei bemannten Testflügen im Jahr davor wurden noch zwei weitere Testflüge zum Ausprobieren Landefähre im All unternommen, bevor endlich am 21.Juli 1969 Neil Armstrong als erster Amerikaner und erster Mensch (das ist die korrekte Reihenfolge!) seinen Fuß auf den Mond setzen konnte. Kennedy durfte das leider nicht mehr erleben.

Die Öffentlichkeit verlor danach rasch das Interesse an den Mondflügen und nach 6 erfolgreichen Landungen und der Beinahekatastrophe von Apollo 13 wurde das Programm 1972 eingestellt. Bis heute gibt es genau 12 Menschen, die am Mond spazieren gegangen sind. Sechs davon hatten ein Auto dabei.

Amerikaner halt.

Wir haben uns darauf eingestellt, ein bis zwei Stunden die Raketen zu besichtigen und eine kurze Rundfahrt mit dem Besucherbus zu unernehmen. Es werden acht Stunden und als wir bei anberechender Dunkelheit heim fahren, haben wir längst noch nicht alles gesehen.

Die Inszenierungen sind bombastisch. Das Besucherzentrum ist gar nicht so groß, aber alles darin ist sorgfältig arrangiert. Noch vor dem Eingang steht ein Kennedy-Monument, auf dem sein Schwur, den Weltraum friedlich zu erobern, eingemeißelt ist. Und hinter dem Eingang erwartet den Besucher eine Halle der Helden, die ihr Leben der Raumfahrt gewidmet (und es teilweise dafür verloren) haben. An der Seitenwand dieser Halle prangt ein überdimensionales Relief der Astronauten. Immer wieder hört man: Spaceflight is not for the faint-heartead. Nix für Weicheier. Nur für echte Helden. Wie wär’s, möchtest nicht auch Du einer werden…?

Eine wirklich tolle Inszenierung erwartet uns bei der Atlantis Halle, die uns die Geschichte des Space Shuttles näher bringt.

Bei uns sind Museen so aufgebaut: Ein Haus, man geht rein und dort steht was. Punkt.

Hier sieht es so aus: Man geht rein und muss in einer Vorhalle warten. Dort hängen Bilder, man wird von thematisch passender Musik beschallt. Eine Uhr zählt die Minuten und Sekunden, bis die Führung startet. Drei, zwei, eins, null. Das Tor öffnet sich. Wir finden uns in einer Halle, an deren Wänden alte Entwurfszeichnungen des Shuttles hängen. Ein kurzer Spielfilm erzählt die Geschichte von zwei Mitarbeitern, einem Mann und einer Frau, die an der Entwicklung des Shuttles mitarbeiten.

 

Zuerst schütteln sie ungläubig den Kopf: Ein wiederverwertbares Raumschiff? Unmöglich. Einer bastelt ein Modell eines Gleiters. Ein anderer hat die Idee, Treibstofftank und Shuttle getrennt zu bauen. Man zerbricht sich den Kopf über Hitzeschutzkacheln. Es gibt Rückschläge, aber (markige Musik, täräää) man gibt nie auf. Sorgfältig achtet die Regie darauf, dass Männer wie Frauen, Schwarze und Asiaten im Team gleichwertige Beiträge leisten. Nach fünf Minuten ist es geschafft! Das Shuttle steht zum ersten Start. Der Mann und die Frau vom Beginn des Films sind deutlich gealtert. „Wie fühlst Du Dich?“, fragt sie. „Das sage ich Dir, wenn sie alle wieder sicher gelandet sind“, gibt er zurück. Die Crew fährt zum Startplatz, steigt ein…

… und die Wand vor uns öffnet sich und wir gehen in den nächsten Raum. Rundum werden Aufnahmen des Shuttles projiziert. Der Flug gelingt! Wir sehen die Erde von oben, technische Details des Shuttles und lauter lachende Astronauten, die riesigen Spaß haben und eine Menge Schabernack treiben.

Ratatatam, Heldenmusik, alles super. Der Flug der „Atlantis“ ist gelungen! Das Licht wird dunkel, die Leinwand vor uns wird transparent, und warte, das dahinter ist doch…

… die Schnauze der Atlantis! Nach ein paar Sekunden des Staunens fährt auch diese Leinwand hoch und wir stehen vor dem Shuttle. Es liegt im dämmrigen Licht des Weltraums, schräg auf der Seite, die Ladungsklappe weit geöffnet. Ehrfurchtsvoll gehen wir herum, machen Bilder, erfreuen uns an den kleinen Stationen, in denen man am Bildschirm versuchen kann, Satelliten einzufangen oder das Shuttle zu landen.

Am Ende der Ausstellung erwartet uns der obligatorische Shop.

Im Freigelände sehen wir in der Ferne die Startrampen. Trotz der Technisierung ist es hier sehr naturbelassen. Schildkröten haben hier ein kleines Paradies. Adler nisten, in den Gräben schwimmen Krokodile (Doris sieht sogar eines).

Als es dunkel wird, fahren wir. Die Sterne treten hervor. Passend!

Disney II (Di, 01.01.2019)

Heute verbringen wir wieder den ganzen Tag in den Disney Parks. Es ist deutlich weniger los als gestern und wir nutzen daher so viele Rides wie möglich. Diesmal sind wir nur zu fünft, weil Kira Schmerzen im Knöchel hat und nicht den ganzen Tag marschieren möchte.

Wir sind schon beim Aufsperren um 09:00 Uhr im Park. Andreas und Kerstin fahren ins Epcot Center, weil sie ein Fastpass Ticket für die Aerosmith Achterbahn. Doris und ich starten im Magic Kingdom. Dort wollen wir die „Pirates of the Caribbean“ besuchen, aber wir haben vorerst Pech: Wegen Wartung ist es heute früh geschlossen. So fahren wir gleich einmal mit der Big Thunder Mountain Bahn.

 

Eine Stunde später kommt Lukas nach und Doris und er fahren gleich nochmal mit der Big Thunder Bahn. Gemeinsam gehen wir auch zu den Piraten und haben großes Glück: unmittelbar zuvor hat die Attraktion den Betrieb aufgenommen und wir können schon nach wenigen Minuten Wartezeit einsteigen.

 

Ich sehe mir die Halle der Präsidenten an. Das ist eine technische und inszenatorische Meisterleistung. Zunächst wird eine kurze Geschichte der USA und ihrer Präsidenten auf einer Leinwand gezeigt, die etwa ein Drittel des runden Raums ausfüllt. Dann hebt sich unter heroischer Musikuntermalung die Leinwand und dahinter stehen oder sitzen lebensgroße animierte Puppen aller 44 Präsidenten.

Als Erster erhebt sich Abraham Lincoln und hält eine kurze Ansprache. George Washington steht auf und hält seine berühmte Antrittsrede.Er war ein begnadeter Redner zu seiner Zeit. Dann werden alle Präsidenten namentlich vorgestellt und nicken huldvol l ins Publikum. Während der Vorstellung stecken die gerade unbeteiligten Männer (ja, noch ist keine Frau dabei) oft ihre Köpfe zusammen und raunen sich etwas zu. Ich frage mich, was sie wohl wirklich sagen würden, könnten sie sich tatsächlich einmal alle treffen.

Am Schluss ist der amtierende Präsident, Mr. Donald Trump, an der Reihe. Sein Vizepräsident heißt übrigens Michael Pence – wo sonst könnten Donald und Mickey besser ein Land regieren als hier im Disneyland?

Trump hält seine Antrittsrede und bekommt Szenenapplaus. Dann Vorhang und Schluss. Das Publikum klatscht ergriffen.

In der Vorhalle des Gebäudes ist am Boden das amerikanische Siegel eingelassen. Wie uns die nette Dame erklärt, gibt es das nur zweimal in den USA: Im Kapitol und hier in Disneyworld. Wenn man nun auch noch weiß, dass Walt Disney ein glühender Patriot war und dass im ersten Disneyland in Kalifornien Ronald Reagan die Eröffnung moderiert hat, werden die Zusammenhänge klarer.

 

Das Kontrastprogramm findet draußen statt: Vor dem Haus steht ein Schauspieler in der Tracht von siebzehnhundertdingsbums und spricht darüber, eine Verfassung für das Land zu machen. Unterstützt wird er – und das ist besonders würdevoll – von den Muppets. Der Muppet-Adler spricht würdig und ernst, Kermit versucht, feierliche Würde auszustrahlen und Gonzo zerstört mit seinen singenden Hühnern voll guter Absicht die ganze Angelegenheit wieder…

 

Danach treffen wir uns und besuchen alle fünf Peter Pan. Diesmal beträgt die Wartezeit eine gute Stunde. Im Gang sehen die wartenden Gästen Bilder und Motive aus dem Zeichentrickfilmen: Porträts von Wendy und ihren Brüdern, Peter Pan, Captain Hook, seinen Matrosen Smie und das Krokodil, dass dem Captain die Hand abgebissen hat und mit einem laut tickenden Wecker in Bauch herumwatschelt.

Die meiste Zeit befindet sich die Warteschlange in einem schmalen, gewundenen Gang. Der weitet sich kurz vor dem Einsteigen und wir finden uns in Wendys Schlafzimmer wieder. Hier gibt es ein paar sehr hübsche, liebevoll entworfene Details zu sehen:

Wenn die Fee Tinkerbell kommt, dann glitzert an den Wänden und am Bett Feenstaub auf (Spoiler: LCD Projektor) und was immer sie berührt (wo es glitzert), bewegt sich: Der Globus dreht sich, das Modellschiff wackelt, die Hutschachtel öffnet sich, das Bild an der Wand verrutscht und hängt schief.

Am sympathischsten wirkt die Spielerei mit dem Schatten. Die Leute, die an der Schlafzimmerwand vorübergehen, werfen einen Schatten. Dazu gesellt sich plötzlich der Schatten vieler kleiner Schmetterlinge, die sich den Schatten der Menschen auf Kopf und Schulter setzen. Ich strecke meine Hand (echt) aus, mein Schatten auch, und schon sitzt ein Schmetterling drauf, verweilt kurz und flattert wieder davon. Dann kommen (Schatten-)Glocken und wenn man sie mit dem eigenen Schatten berührt, klingeln sie fröhlich.

 

Schon treibt uns die Warteschlange um die nächste Ecke und endlich steigen wir ein. Dazu steigen wir auf ein Förderband, das neben den kleinen Segeschiffchen herläuft, steigen in die Schiffchen, verriegeln den Sicherheitsbügel und der Flug über das nächtliche London beginnt. Herzige kleine, von innen beleuchtete Häuschen in der Dunkelheit stellen die englische Hautpstadt dar, über die man hoch hinwegfliegt. Peter Pan quasi als Uropa von Harry Potter.

Das Harmlose Vergnügen ist rasch vorüber und wir trennen uns wieder. Andreas, Lukas und Kerstin nutzen die heute deutlich kürzeren Wartezeiten redlich im Magic Kingdom aus. Doris und ich fahren mit dem Bus (auch hier mit sehr langer Wartezeit) ins Animal Kingdom. Davor hole ich mir noch einen Becher Kaffe. Bei Starbucks (das in allen Disney Parks Verkaufsräume betreibt) wird beim Bestellen der eigene Vorname auf den Becher geschrieben. Beim Verlassen des Parks spricht mich ein freundlicher, rundlicher Wachmann an. „Einen Kaffee, der Tom heiß, habe ich noch nie gesehen“. Wir lachen beide über den Witz, und ich frage mich, wie oft er den wohl pro Tag macht.

Das Animal Kingdom liegt etwa 15 Autominuten vom Magic Kingdom entfernt. Es ist eine Art Zoo mit Vergnügungspark, also: Herberstein trifft Prater. Die Themenbereiche sind hier Afrika, Asien, Dinosaurier und die Welt von Pandora, dem Planeten, auf dem der Film „Avatar“ spielt.

 

Ich gehe zu Fuß den Weg vor den afrikanischen Gehege und sehe dort Zebras, Erdmännchen und als Highlight sogar drei Gorillas. Sie drehen uns ihre Rücken zu und ignorieren uns Eindringlinge demonstrativ.

 

Die Landschaft von Pandora hat man sehr realistisch nachgebildet. Man könnte auch, so wie im Film, in 3D mit einem der am Planet lebenden Drachen eine Runde fliegen, aber hier sind wieder sehr viele Besucher und die Wartezeit wäre zu lang. Die anderen Rides ziehen uns nicht so sehr in ihren Bann und wir spazieren einfach die kunstvoll vergammelten Fassaden Afrikas und Asiens entlang.

Der Dino-Bereich ist leider in erster Linie mit Fahrgeschäften vollgepfropft und darauf haben wir keine Lust.

 

Für mich ist das Highlight des Parks, dass ich die Gorillas sehen durfte, der Rest zieht mich weniger in den Bann. Nach einer Runde durch den ganzen Park fahren wir wieder zurück ins Magic Kingdom, um den Rest zu treffen.

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Da es zeitlich gerade gut passt, beschließen wir, auf das 18:30-Uhr-Feuerwerk zu warten. Mit uns tun das tausende Andere auf der Mainstreet. Leider umsonst, weil dieser Termin nur zwischen Weihnachten und Neujahr aktuell war – ab heute findet das Feuerwerk wieder um 20:00 Uhr statt. Also ab nachhause.

Kira freut sich, dass wir wieder heimkommen. Sie humpelt noch ein wenig, aber es wird schon besser. Wir essen noch eine Kleinigkeit, besprechen den Plan für morgen (Nasa!) und plumpsen dann müde, aber zufrieden ins Bett.

Kontrastprogramm (Mo, 31.12.2018)

„Weißt Du, wer hier so richtig glücklich wirkt?“, fragt Andreas. Ich überlege, wen er meinen könnte. Kira? Kerstin? Ich? „Niemand!“, sagt er.

Ich blicke mich um. Er hat recht. Alle Menschen ringsum wirken hektisch und verkniffen. Kleine Kinder plärren. Es ist heiß. Die Gehwege im Magic Kindom, dem Hauptpark von Disney World Orlando sind gerammelt voll. In der Mitte der Wege stehen Parkangestellte mit lustigen Uniformen und rufen: „Keep right“, rechts gehen. Sie wiederholen das auch pausenlos. „Keeeeep going right, keep to your right side, keeeep going right,…“. Einige rufen nur so, andere haben lange Stäbe mit Schildern dabei, auf denen steht „keep right“. Ich überlege, ob das eine Art Beförderung des Angestellten ist. Der Boss ruft ihn zu sich und sagt: „Ab heute darfst Du eine Tafel halten“ und der so Geehrte strahlt wie ein neues Zehnerl.

Was für ein Kontrast zu den ruhigen Naturerlebnissen der letzten Tage!

Es gibt auch noch andere Tafeln: „Line starts here“, die Warteschlange startet hier. Meist sieht man von diesem Punkt gerade noch den Eingang zur gewünschten Attraktion, ganz in der Ferne, an eine Fata Morgana erinnernd. Über dem Eingang zeigt eine Digitialanzeige die zu ertragende Wartezeit an: 20 Minuten (lahme Attraktion), 60 Minuten (geht so), 210 Minuten (Top Attraktion). Man zahlt also gut 100 Dollar dafür, dass man danach dreieinhalb Stunden ansteht, um keine 5 Minuten mit etwas zu fahren. Kein Wunder, dass die kleinen Kinder so quenglen und die Erwachsenen daneben so verwzickt dreinschauen.

Silvester im Magic Kingdom ist etwas für Leute, die gerne unter vielen, sehr vielen Leuten sind. Also alle Stoßzeit-U-Bahn-Fahrer: das ist Euer Tag. Für den Rest gilt: in weitem Bogen ausweichen.

Es gibt auch noch andere Tafeln: „Line starts here“, die Warteschlange startet hier. Meist sieht man von diesem Punkt gerade noch den Eingang zur gewünschten Attraktion, ganz in der Ferne, an eine Fata Morgana erinnernd. Über dem Eingang zeigt eine Digitialanzeige die zu ertragende Wartezeit an: 20 Minuten (lahme Attraktion), 60 Minuten (geht so), 210 Minuten (Top Attraktion). Man zahlt also gut 100 Dollar dafür, dass man danach dreieinhalb Stunden ansteht, um keine 5 Minuten mit etwas zu fahren. Kein Wunder, dass die kleinen Kinder so quenglen und die Erwachsenen daneben so verwzickt dreinschauen.

Silvester im Magic Kingdom ist etwas für Leute, die gerne unter vielen, sehr vielen Leuten sind. Also alle Stoßzeit-U-Bahn-Fahrer: das ist Euer Tag. Für den Rest gilt: in weitem Bogen ausweichen.

Es gibt natürlich eine Lösung. Sie heißt Fastpass. Man kann sich dafür registieren und darf dann bei bis zu drei Attraktionen pro Tag die schnelle Warteschlange benutzen. Das bedeutet zwischen fünf und fünfzehn Minuten Wartezeit und das ist voll okay.

Wir haben für heute auch Fastpässe reserviert: So zum Beispiel „Small World“ um halb eins. Diese Attraktion ist eine der Disney-Klassiker und wirkt für heutige Kids wie aus der Zeit gefallen. Bunte, heile Welt, dazu der Ohrwurm „it’s a small small world in a small small land…“. Es macht einfach Spaß, mit dem Boot durch die verschiedenen Länder der Welt zu fahren, in denen bunte Puppen in traditionellen Kostümen gemeinsam tanzen und dasselbe Lied singen.

Es ist tat sächlich eine kleine, kleine Welt, viel zu klein für die Menschenmassen, die sich schwitzend durch den Park wälzen. Ich kann es gut verstehen: Die Amerikaner haben Weihnachtsferien und heute wollen sie das Silvesterfeuerwerk vor dem Cinderellaschloss miterleben. Nur gut, dass wir Parkhopper Tickets für drei Tage haben. Das nimmt den Druck von uns, alles an einem Tag erledigen zu müssen und gibt uns auch die Möglichkeit zur Flucht, die wir dankbar ergreifen.

Wir fahren in den Disney Hollywood Studios Park und der Tag nimmt eine erfreuliche Wendung.

Das erste Aha-Erlebnis: Man kann gehen und die Arme dabei seitlich ganz ausstrecken wie Kinder, die Flugzeug spielen, und streift trotzdem bei niemand an.

Alle Disneyparks sind ähnlich aufgebaut: Nach der Taschenkontrolle und dem Eingang folgt eine lange Straße mit Shops zu beiden Seiten. Je nach „Land“ sind sie in verschiedenen Stilen aufgebaut: Mittelwestenkleinstadt um 1850 im Magic Kingdom, 50er Jahre hier im Hollywood Studio. Die Straße führt zu einem zentralen Platz, von dem aus sternförmig die Themenzentren abzweigen.

Ich hole mir in der Hauptstraße beim Starbucks einen Chai Latte und den köstlichsten Brownie, den ich je gegessen habe, mit flüssiger Schokolade drin und Smarties als Deko. Unterzuckerung ist offenbar nicht das Hauptproblem in den USA.

Plötzlich ertönt dröhnende, drohend rhythmische Musik. Ich blicke aus dem Fenster des Starbucks und sehe – eine Formation von Star Wars Storm Troopers mit blinkend weißen Uniformen, das Lasergewehr martialisch an der Brust. Angeführt werden sie von einem Offizier in schwarz. Die Menschen sind begeistert.

Wir wenden uns Harmloserem zu und besuchen einen Muppetfilm in 3D. Die Technik ist phantastisch. Man hat wirklich den Eindruck, man könnte die Figuren mit der ausgestreckten Hand berühren.

Wir stellen uns in einer Reihe für einen Flug im Raumschiff mit C3PO und R2D2 an. Ebenfalls eine perfekte 3D-Illusion, gesteigert noch dadurch, dass sich die „Raumkapsel“ passend zu den Bildern bewegt. Besonders lustig wird es, weil neben uns ein paar Mädels sitzen, die vom Beginn bis zum Ende der Fahrt kreischen wie am Spieß.

Rückfahrt; auf dem Weg zum Parkplatz machen wir noch kurz im Magic Kingdom Station. Unser Plan, dort aufs Feuerwerk zu warten, wird uns von den Menschenmassen verleidet. Wir kommen fast nicht durch die Main Street und drehen schließlich in der Mitte um. Wir fahren lieber heim und schauen uns das Feuerwerk morgen an.

Wir holen uns stattdessen im Supermarkt noch rasch was zu essen und eine kleine Flasche Sekt. Zuhause stoßen wir auf das neue Jahr und erleben einen entspannten Jahreswechsel.

Manatee und Daytona Beach (So, 30.12.2018)

Heute stehen Kira und Lukas extrem früh auf und fahren mit einem kleinen Boot hinaus aufs Meer.

In der Lagune grasen Manatees (zu deutsch: Seekühe). Es sind friedliche Pflanzenfresser, die ihr ganzes Leben unter Wasser verbringen. Einzig ihren Jungen sollte man nicht zu nahe kommen, das mögen sie gar nicht. Zum Luftholen tauchen sie auf, dann sieht man kurz ihre Nasenlöcher an der Oberfläche.

Nach einer kurzen Einweisung geht’s los. Verschiedene Agenturen bieten Fahrten zu diesen Tieren an. Taucherbrille, Schnorchel und ein wärmender Neoprenanzug sind inbegriffen, trotzdem ist es feucht und kalt. Nach kurzer Fahrt dümpelt das Boot im Meer und die hoffnungsvollen Tierforscher gehen ins Wasser.

Kira ist begeistert, dass tatsächlich Manatees zu sehen sind. Strahlend erzählt sie uns nach der Rückkehr davon.

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Nach diesem Ausflug fahren wir gemeinsam quer durch Florida, bis an die Atlantikküste.  Langsam ändert sich die Stimmung, die das Land ausstrahlt. Im Westen überwiegt das Urtümlich-Natürliche, im Osten wirkt alles eher kontrolliert und technisiert.

In Daytona Beach sehen wir die Straße, in der jährlich die Harley Davidson Fahrer das „Rocktoberfest“ feiern und fahren auch an der bekannten Rennstrecke vorbei.

Micky Maus, wir kommen!

 

Manatee Springs Park (Sa, 29.12.2018)

Heute wollen wir in den Manatee Springs Park. Dort soll es einen hübschen Wanderweg entlang des Ufers des Flusses geben. Im Winter (also jetzt) versammeln sich dort eine Menge Manatees (Seekühe), die man vom Boardwalk aus beobachten kann.

Linda, eine kleine quirlige Person, pflanzt sich respektgebietend neben unserem Auto auf. Wir stehen an der Einfahrt in den Park. „Der Boardwalk ist heute geschlossen, sorry“, sagt sie. „Schwimmen geht ebenfalls nicht und die Wanderwege sind auch zum Teil überschwemmt.“ Wieder entschuldigt sie sich, als ob es ihre Schuld wäre. Sie ist erstaunt, als wir trotzdem weiterfahren. „Okay“, sagt sie achselzuckend und holt das Wechselgeld für den Eintritt.

Mehr als ein kleiner Spaziergang geht sich tatsächlich nicht aus. Mit den Manatees wird es heute nichts. Das Wasser steht wirklich sehr hoch. Die kleinen hölzernen Brücken des Boardwalks stehen tatsächlich bis zum Geländer unter Wasser. Das ist aber noch gar nichts gegen das Hochwasser von 1948, wie uns ein Baumstamm im Wasser mit seinen Markierungen verrät: damals stieg der Wasserspiegel noch ganze drei Meter höher.

Schon bald wird der Wanderweg zu einer feuchten, matschigen Sache. Andreas hat nur seine Mokassins dabei und die sind schon nach wenigen Schritten durchtränkt. Wir machen kehrt. Da entdeckt Lukas einen kleinen Alligator. Ich befestige die GoPro am ausgezogenen Einbeinstativ. Wir wollen über die Echse schwenken. Aber die ist schneller und noch bevor die Kamera in Position ist, ist sie spurlos untergetaucht. So macht Lukas eben nur eine Probeaufnahme im bersteinfarbenen Wasser.

Wir fahren wieder zurück. Unweit vom Eingang des Parks kaufen wir auf einem kleinen Biomarkt ein bisschen unreifes Obst und Gemüse. Dann entdeckt Andreas einen Antiquitätenladen und muss unbedingt hinein. Das erweist sich als Glücksfall:

Debbie, die Besitzerin, unterhält sich mit uns. Wenn das Wasser so schwarz ist, sagt sie, dann heißt das, dass Hochwasser aus dem Norden nach schweren Regenfällen zu Überschwemmungen führt. Sie selber, so erzählt sie, stammt aus Michigan und hat jahrelang hoch im Nordwesten im Bundesstaat Washington (nicht zu verwechseln mit der Hauptstadt Washington im Südosten, im District Columbia, deshalb: Wahington D.C.). Nein, erzählt sie lachend auf Nachfrage, der Schnee und die Kälte gingen ihr definitiv NICHT ab.

Sie gibt uns den Tipp, nach Cedar Key zu fahren.

Auf der Fahrt sehen wir verkohlte Bäume. Offenbar sind Waldbrände hier im Sommer etwas Alltägliches. Die verkohlten Rindenstücke reichen etwa 3 Meter hoch an den Stämmen hinauf. Darüber ist das Laub saftig, frisch und grün.